Jakobus soll wieder Farbe bekommen

8. Januar 2013

VON BIRGITTA RONGE; Rheinische Post Nr. 3 vom 04.01.2013; Ressort: L Lokales

Für die Restaurierung des Altarbilds in Lüttelforst werden Spenden gesammelt.

Hochaltar mit Bild
Hochaltar mit Bild

Imposant ragt der barocke Hochaltar von St. Jakobus Lüttelforst auf. Je links und rechts erheben sich drei Säulen, die am oberen Ende golden verzierte Kapitelle tragen. Die Säulen umrahmen ein Altarbild, das der normale Kirchenbesucher kaum erkennen kann: Es ist dunkel vor Schmutz – hervorgerufen vom Ruß der Kerzen und der Zeit. Das Bild zeigt den Heiligen Jakobus den Älteren auf Wanderschaft.

„Sein roter Rock hebt sich kräftig von der blau-grün gehaltenen Landschaft ab“, hatte die Kunsthistorikerin Eva Brües das Bild beschrieben, so steht es im Heimatbuch des Kreises Viersen von 1990. Von „kräftig“ kann keine Rede mehr sein – die Oberfläche des Gemäldes ist stark verschmutzt. Dies stellte auch ein Gutachter des Landesamts für Denkmalpflege fest, der Anfang Dezember die Kirche besuchte und das Altarbild in Augenschein nahm. „Der jetzige Firnis ist fleckig und stark verbräunt. Es handelt sich vermutlich um einen Naturharzfirnis, er ist gut mit Aceton anzulösen“, teilte der Gutachter der Pfarrgemeinde mit.

Hinzu kommen „etliche Fehlstellen“ in der Malschicht, „die ohne Kittung restauriert wurden“, so der Gutachter: „Diese farblich unstimmigen Retuschen überdecken über die Fehlstellen hinaus auch erhaltene Malerei.“ Nun soll das Kunstwerk restauriert werden. Wie viel das kostet, ist noch unklar. „Wir haben Angebote von Restauratoren eingeholt und müssen jetzt überlegen, wen wir damit beauftragen“, sagt Pastor Thorsten Aymanns. Bei einer Kostenschätzung wolle er lieber vorsichtig sein, „wir haben da so unsere Erfahrungen“ – aber mit 10 000 Euro werde man es wohl schaffen. Das Geld soll über Spenden zusammenkommen. Die Bürgerstiftung Lüttelforst sammelt derzeit Spenden, um die Restaurierung zu unterstützen. Für die Finanzierung liege bereits eine Spende vor, die bei einem „runden Geburtstag“ durch Geldgeschenke zusammengekommen sei, berichtet Ria van de Flierdt-Bonsels, Vorsitzende des Vereins Kultur und Tradition Lüttelforst. Damit sei ein großer Teil der Gesamtsumme schon vorhanden, die Bürgerstiftung hoffe nun auf weitere Spenden.

Noch hängt das Bild im Hochaltar von St. Jakobus – wenn alles klappt, soll es über das erste Halbjahr restauriert und zum Patronatsfest am 25. Juli wieder eingesetzt werden. Dann wäre der Heilige pünktlich zur Feier wieder an seinem angestammten Platz – und das in alter Frische.

Bei der Restaurierung könnte es durchaus Überraschungen geben. „Wir vermuten, dass der Heilige keineswegs durch eine blau-grün gehaltene Landschaft, sondern unter strahlend hellblauem Himmel wandert“, sagt Pastor Aymanns, „aber das wird sich erst zeigen, wenn der Schmutz runter ist“. Das Bild des Heiligen Jakobus ist älter als die Kirche St. Jakobus. Bis 1802 hatte in Lüttelforst eine alte Kapelle gestanden. Wie sie genau aussah, weiß man nicht. Dann wurde sie abgebrochen und die heutige Kirche etwas näher an der Straße errichtet. Solch ein riesiger Hochaltar kann damals für die Kirche nicht geplant gewesen sein, sagen die Fachleute – denn im Halbgewölbe der Apsis wurde ein „Auge Gottes“ eingebaut. Das ist nicht mehr zu sehen, seit der Hochaltar davor steht.

Der Altar entstand um 1670, und zwischen den Säulen muss ein anderes Bild als das vom Heiligen Jakobus gewesen sein. Als der Altar nach Lüttelforst kam, passte das Bild vom Heiligen Jakobus jedenfalls nicht. Es wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf Leinwand gemalt, und dass es nicht für den Altar gemalt wurde, kann man sehen, wenn man nah rangeht: An den Rändern, so stellte der Gutachter fest, wurden Leinwandstsücke angesetzt, damit die bemalte Leinwand mit dem Heiligen in den Rahmen passt. An diesen Seiten wurde die Malerei dann ergänzt. Möglicherweise stammt das Bild aus der alten Jakobus-Kapelle, die 1802 abgebrochen wurde. Auch eine Jakobus-Statue, die um 1500 gefertigt wurde und heute vorn im Altarraum steht, stammt vermutlich aus der alten Kirche.

Es heißt, dass hinter dem Altarbild des Jakobus ein weiteres Bild sein soll: das ehemalige Altarbild, „wahrscheinlich die von Clemen erwähnte Kreuzigung mit dem Monogramm A.C.M.B.“, so Brües – (in Erinnerung an die Stifterin der neu errichteten Kirche, Anna Catharina Mühlenweg, geborene Bispels, eine fromme Lüttelforsterin, die den Bau der Kirche erst ermöglichte). Ein zweites Bild sei nicht dahinter, man habe extra nachgeschaut, sagt Pastor Aymanns. Aber vielleicht fördert der Restaurator ja doch noch eine Überraschung zutage.

Der prächtige Hochaltar in St. Jakobus Lüttelforst stammt aus dem 17. Jahrhundert, wie auch das Bild des Heiligen Jakobus des Älteren. Jakobus zeigt sich als Wanderer, er ist der Patron der Pilger. Über seinem Grab soll die Kirche Santiago de Compostela errichtet worden sein.