Kirche St. Jakobus

Der Kirchenbau

Aus dem Jahr 1258 stammt die erste urkundliche Erwähnung Lüttelforsts und seiner Kirchengemeinde, die damals als Filialkirche Amerns in den Stand einer selbstständigen Pfarrgemeinde erhoben wurde. Diese Selbstständigkeit blieb 750 Jahre bis zum Jahr 2008 erhalten, als die Pfarrgemeinde St. Jakobus im Jahr darauf mit der Gemeinde St. Matthias in Schwalmtal fusioniert wurde.

Lange Zeit existierte in Lüttelforst nur eine kleine Kapelle, die sich oberhalb der heutigen Kirche auf dem heutigen Friedhofsgelände befand. Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts befand sie sich in einem schlimmen Zustand. Auf der Hangseite drohte sie ab zu rutschen, zwei Scheiben auf dieser Seite waren bereits zerbrochen, „so dass der Wind den Priester am Altare und die Kerzen belästiget“ (Lohbeck, S. 29). Zu allem Unglück wurden 1794 auch noch sämtliche Wertgegenstände aus der Kirche gestohlen, so dass für die kleine Gemeinde von 400 Seelen keine Aussicht bestand, einen Neubau aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Da starb am 14.November 1797 Anna Catharina Mühlenweg, geb. Bispels. Sie war die Witwe von Johann Arnold Mühlenweg, dem Besitzer des östlich gegenüber der Kirche gelegenen Herbertzhofes, und hatte in ihrem Testament einen Betrag von 8000 Reichstalern für eine neue Kirche bestimmt. Der Kirchengemeinde wurden zudem zwischen 1797 und 1807 jährliche Zinsen von 320 Talern zuerkannt. Allerdings gestaltete sich der Empfang der Gelder nicht so einfach. In insgesamt 24 kleinen Raten musste Severin Hartges (1798-1828 Pfarrer in Lüttelforst) das Geld in Oedt beim Friedensrichter Dr. Roffers abholen. Am Ende war die ausbezahlte Summe von insgesamt 6450 Talern gar nur halb so hoch wie erwartet. An der Orgelempore erinnert das Monogramm A.C.M.B. an die edle Erblasserin (vgl. ebd., S. 31).

Die Pläne der neuen Kirche des Düsseldorfer Hofbaumeisters Peter Köhler wurden Anfang des 19. Jahrhunderts umgesetzt. Im September 1802 war der Rohbau der 23 m langen und 10,65 m breiten Saalkirche mit Türmchen über der Eingangsseite und dreiseitig geschlossenem Chor auf der Nordostseite fertiggestellt. Die Sakristei wurde erst 1880 angebaut, die heutigen Kirchenfenster wurden 1890 von Mitglieder der Pfarrgemeinde gespendet und eingesetzt. Größere Sanierungen des Kirchenraums erfolgten 1966 und 1987 nach Erneuerung der Heizungsanlage. Im Jahr 2018 wurde das Dach rundum erneuert.

Die Ausstattung

Aus der ehemaligen Kapelle konnte nur das Taufbecken (18. Jh.) übernommen werden. Hochaltar, Kanzel, Kommunionbank und wahrscheinlich auch der so genannte Marienthron stammen aus der ehemaligen Kirche des Klosters der Zisterzienserinnen in Eppinghoven in Neuss-Holzheim, das 1802 säkularisiert wurde. Der aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammende Tabernakel wurde anlässlich des Kirchenjubiläums 2007 aufwendig restauriert. Das Altarbild, ein Gemälde auf Leinwand, Ende 17. Jahrhundert, zeigt den Hl. Jakobus auf Wanderschaft. „Sein roter Rock hebt sich kräftig von der blau-grün gehaltenen Landschaft ab“, schrieb Eva Brües 1990 in ihrem im Heimatbuch des Kreises Viersen erschienenen Aufsatz „Die Denkmäler der Gemeinde Schwalmtal-Waldniel (II) – Lüttelforst und umliegende Ortsteile“. Diese Farbkontraste waren zwanzig Jahre später kaum noch zu erkennen. Sie wurden bei einer Restauration 2013 wieder herausgearbeitet. Ein Jahr später wurde die Darstellung „Gottvater im Himmel“ im Altaraufsatz restauriert. Bei diesen Arbeiten wurde auch festgestellt, dass beide Bilder an den Hochaltar angepasst werden mussten. Das Jakobus Bild wurde erweitert, das Bild im Altaraufsatz wurde an den Rändern beschnitten. Die Finanzierung der Restaurationsarbeiten und nachfolgender Erhaltungsmaßnahmen an der Holzkonstruktion des Altares gelang mit Hilfe von Benefiz-Konzerten und Spenden aus dem Ort, die von der Bürgerstiftung „Landschaft, Kultur und Leben Lüttelforst“ gesammelt worden waren.

Die Kreuzwegstationen im Gemeinderaum, Reliefs aus Ton, wurden 1959 vom Künstler Hein Minkenberg angekauft.

Ein besonderes Schmuckstück stellt die Orgel dar, die um 1750/70 gebaut wurde und bei einer Restaurierung 1981 in die ursprüngliche barocke Disposition gebracht wurde, die für die hervorragenden Klangeigenschaften sorgte.

Im Sommer 2010 wurde die Ausstattung der Kirche um eine Matthias-Figur ergänzt, die im Chorraum einer Jakobus-Figur aus der Zeit um 1500 gegenüber steht. Der Südtiroler Bildhauermeister Andreas Lechner hat sie aus Zirbelholz geschnitzt. Es handelt sich um eine Nachschöpfung einer Figur des Hl. Matthias, die um 1700 im süddeutschen Raum entstanden ist. Auf Vermittlung des Fördervereins „Kultur und Tradition Lüttelforst e.V.“ und dank einer großzügigen Einzelspende wurde die Figur über eine Sakralkunsthandlung in Kevelaer erworben (RP, 21.07.2010).

Quellen:

Eva Brües: Die Denkmäler der Gemeinde Schwalmtal-Waldniel (II) – Lüttelforst und umliegende Ortsteile. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 1990, 41. Folge, hrsg. v. Oberkreisdirektor Viersen, Viersen 1989, S. 196 – 200.

Eva Brües: Die Ausstattung der Kirche. In: 200 Jahre Grundsteinlegung der Pfarrkirche St. Jakobus, Lüttelforst 1802 – 2002, hrsg. v. Pfarrgemeinderat der Pfarre St. Jakobus, Lüttelforst 2001, S. 38 – 44.

Lohbeck, Elsbeth: Der Kirchenbau, ebd. S.29 – 34.

Von den Bruck, Inge: Jakobus leuchtet wieder von weitem. In: Rheinische Post Grenzland-Nachrichten, 05.08.2013.

Heiligenfigur zieht ein. In: Rheinische Post Grenzland-Nachrichten, 21.07.2010.

 (H.-J. Bonsels, 20.01.2020)