Kies und Kirche

7. Juni 2016

In dem Angebot der Stiftung sollte eine Grunddienstbarkeit eingetragen werden, die dort den Abbau untersagte. Auch in der ursprgl. Spendenurkunde selbst zur Gunsten der Kirche soll seinerzeit eine Nutzung für den Ackerbau oder Überlassung zur Pacht vorgesehen sein!? Der genaue Wortlaut ist unbekannt, weil die Urkunde bislang unauffindbar geblieben ist!

Die Kirche begünstigt hingegen als sei das gängige Gepflogenheit die Tiefbaufirma! Diese ist kapitalstark, vielfältige verflochten und wäre sicher nicht auf neue Gruben nördlich von Lüttelforst angewiesen, die sich langsam aber sicher bis Ortsmitte fressen. Aber die Firma Sanders spielt die Machtkarte für ihre Interessen ohne Rücksicht aus. Ihr Angebot scheint zugleich wie eine Drohgebärde zu funktionieren!

Noch im Sondierungsverfahren im Sommer 2008 waren angeblich 300 Arbeitsplätze gefährdet! Davon hört man nun nichts mehr, in den 8 Jahren müssen also ungeheure Automatisierungen in dieser Branche stattgefunden haben. „Entscheidung für das Gemeinwohl“ nannte damals die RP das Abstimmungsverhalten der CDU/FDP-Mehrheit im Rathaus. Heute bereut die FDP damals mitgezogen zu sein, wie ihr Vertreter in der Bürgerversammlung vom 27.05.2016 ausführte. Auch damals wurde übrigens schon getrickst, eine Wiederaufnahme des Planungsverfahrens wurde nur über die Umstellung von Kies auf den Rohstoff Ton erreicht.

Dafür ist die Kirche jetzt im Boot. Und sie verkauft ihr 2,5 ha großes „Pastorsfeld“ wie die französische Republik seinerzeit konfisziertes Kirchengut an die meist Bietenden versteigerte, um die Staatskasse zu füllen. Dagegen ist das von Stiftung und Förderverein geplante Junktim mit der Kirche gegen weiteren Kiesabbau und gegen die Zerstörung des Ensembles Waldhufendorfes aus heutiger Sicht leider fehl geschlagen! Das war und ist eine gute Idee! Sie birgt aber auch, wie man jetzt sieht, das Risiko, dass sie gar nicht zustandekommt, und ihre Teile sich schroffer denn je gegenüberstehen. Und so kommt es, dass ausgerechnet unser Förderverein, der immer schon qua Satzung ein offenes Ohr für Kirchenbelange gezeigt hat, sich heute fragen muss, ob er sich noch länger für diese einsetzen kann! Andererseits wird er über seine Mitgliederzahl hinaus, die Chance bekommen, sich als Adresse für Bürgerbeteiligung auf eine breitere Basis zu stellen. Zumindest läßt das die Solidarität der letzte Tage vermuten.

Zurück zum Kirchenvorstand. Dieser hat trotz hoher Investitionen der Stiftung für Restaurierungsarbeiten die Bonität der Stifter im Verfahren stets mit Zweifeln überzogen und wohl bis zuletzt nach Angaben von Herrn Matthias Raith  „getrickst“, weil das Angebot der Stiftung nicht zum Zug kommen sollte. Jetzt wird geprüft, in wie weit das im Einzelnen nicht doch justiziabel ist! Haben „Strohmänner“ gar die Abläufe zugunsten des Konkurrenten gesteuert, die Agenda bestimmt und so schließlich den Kirchenvorstand instrumentalisiert.

Man sieht in welche geradezu Abgründe ein lastendes Schweigen nach einem Warum führen kann? Die Kirche geht schließlich ein Risiko ein! Die spärlichen Einlassungen der Kirchenvertreter nähren dagegen sogar noch Verdachtsmomente, wenn Sie nebulös daraufhin hinweisen, dass man das große Ganze abzuwägen habe. Man macht sich nicht einmal rhetorisch die Mühe einer „Ausrede“, mit der vielleicht der eine oder andere Katholik leben könnte! So muss man auch befürchten, dass das Geld gar nicht oder nicht nur St. Jakobus zukommt?

Während die grauen Herren, die zur außerordentlichen Sitzung der Kirchenverwaltung sich durch das Spalier der LüttelforsterInnen stehlen, müssten sie diesen doch eigentlich dankbar sein, hätten sie sonst diesen Preis erzielt? Stattdessen reagiert mindestens die Hälfte der Vorständler und Seelsorger pikiert, ungehalten und ärgern sich über das Fernsehen und die damit natürlich verbundene Multiplikation. So sehen Leute aus, die überfordert sind.

Und so kaut man es als betroffener LüttelforsterIn immer und immer hin und her, und mag es nicht schlucken! Hinzukommt noch – welche Art von Wirtschaft hier begünstigt wird. Anderswo redet man über nachhaltigere Wirtschaftsmodelle und Bürgerbeteiligung schon ab der Legislative. Oh Lüttelforst, wie lange wirst du damit Dich noch rumschlagen müssen!? Loch und Zaun werden über Generationen dich verschandeln!

Wie geht es weiter? Vieles ist hier im Niederrhein natürlich mit der katholischen Kirche verbunden, man denke nur an die Feste und Brauchtümer, die Kirmes, den Vogelschuss in Lüttelforst – nächste Woche schon! Auf jeden Fall „to big to fail“, wird man sich bei den Kirchenverantwortlichen sagen.

Warum also? Darum!
Ach, wenn das ganze doch nur ein böser Traum oder ein Theaterstück wäre. Ein Zyniker könnte dort im Epilog auftreten und die bittere Moral von der Geschicht aufsagen:

„Weil Sie es so wollen, weil Sie es können, weil Sie die Macht haben. Sie hätten noch auf höherem Niveau den Deal abgeschlossen. Die Bürger und insbesondere die Katholiken unter Ihnen waren naiv. Sie haben sich sogar jetzt selber zerlegt. Das Imperium schlägt zurück.“