Stellungnahme des Fördervereins für Kultur und Tradition, Lüttelforst e.V.

28. November 2007

Hier können Sie die Kritikpunkte des Fördervereins nachlesen, die dem Ausschuss für „Planung, Umwelt und Verkehr“ und den anwesenden Bürgern durch Fr. Bonsels am 27.10.07 vorgetragen worden sind.

Entgegen den Vorschlägen, die in der Verwaltungsvorlage 614/07 dem Rat der Gemeinde vorgelegt werden, treten wir im Einvernehmen mit einer hohen Zahl von Bürgerinnen und Bürgern des Ortes entschieden gegen eine Ausweisung von Sondierungsflächen (= Angabe von Vorratsflächen im Flächennutzungsplan bei der Bezirksregierung für eine mögliche Abgrabung von Sand, Kies und Ton in den nächsten Jahrzehnten!) nördlich von Lüttelforst ein. Begründung: Die Nutzung von gewünschten 150 ha , mindestens aber 40 ha Abgrabungsfläche hat die Zerstörung einer in mehr als 1000 Jahren gewachsenen Kulturlandschaft zur Folge, und zwar in zweifacher Hinsicht:

  1. Die jetzigen Ackerflächen (ehemals gerodete Waldhufen) würden verloren gehen und damit das typische Landschaftsgefüge eines Waldhufendorfes mit Feuchtgebieten und Siedlungsband in der Niederung und Ackergebieten auf einer durch eine Geländestufe deutlich abgesetzte höher gelegene Terrassenfläche zerstört.
  2. Die Ausgrabungen von bis zu 20 m Tiefe und die damit verbundenen Eingriffe in den Grundwasserhalt lassen Senkungstrichter entstehen, die über den unmittelbaren Abgrabungsbereich bis in die Feuchtgebiete der südlich angrenzenden Schwalmniederung Auswirkungen durch Grundwasserabsenkung zeigen werden. In den Empfehlungen der Verwaltungsvorlage wird auf den bereits sehr großflächigen Abbau von Kies und Ton/Lehm hingewiesen. Waren bislang die Eckpunkte des Straßendorfes Lüttelforst betroffen, reichen die geplanten Abbauflächen unmittelbar an den Kern des Dorfes heran und greifen nicht nur zerstörerisch in das Landschaftsbild ein, sondern belasten massiv die Wohnqualität der Anwohner sowie mit ihnen die Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger des Ortes. Deshalb dürfen keine neuen Flächen über die für die nächsten 8 Jahre prognostizierten und bereits genehmigten Flächen angeschlossen werden.

Tiefenrekultivierung und Auffüllung der Restlöcher durch Oberflächen- und Grundwasser verändert die gewachsene Kulturlandschaft grundlegend.

Beim Umweltgipfel in Schloss Krickenbeck in Nettetal (Bericht in der RP v. 17.11.2007) hat NRW-Umweltminister Uhlenberg der Idee der FDP im Düsseldorfer Landtag, durch die Auskiesungen am Niederrhein ein „Ijsselmeer von NRW“ entstehen zu lassen, eine deutliche Absage erteilt. Die Umweltminister der Länder sehen vor allem die Kommunen in der Pflicht. Dieser Erwartung schließen sich die Bürgerinnen und Bürger in Lüttelforst entschieden an.

Im Übrigen ist ausgeschlossen, dass die bereits erfolgten Rekultivierungen genutzter Flächen beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ eine Rolle gespielt haben sollen. Hier haben andere auf das Dorf und Zusammenleben gerichtete Kriterien eine Gewichtung.
Da Abbau und Rekultivierung nicht zeitgleich erfolgen können, sondern die Veränderungen sich noch über Jahre nach dem Abgrabungsende hinziehen werden, sind die lebenden Bürgerinnen und Bürger bis zu ihrem Lebensende einer anhaltenden Entwurzelung und Zerstörung ihrer Heimat ausgesetzt und mit einem ungewollten Erbe an die nachfolgenden Generationen belastet.

Die angesprochenen Probleme der Oberflächenerosion sind auf singuläre Streckenereignisse zeitlich begrenzt und können auf natürlichem Weg durch Umstellung der landwirtschaftlichen Bearbeitungstechnik (z.B. hangparalleles Pflügen, Erhaltung der Ackerraine) eingedämmt werden. Die Kommune hat bereits auf der ehemals am meisten belasteten Ackerfläche (Flur 66, Flurstück 23, nördlich des Sportplatzes) durch Bepflanzung mit Baum- und Strauchwerk eine geeignete Maßnahme zum Erosionsschutz ergriffen. Dazu musste ein Landtausch mit der Kirchengemeinde St. Jakobus als dem früheren Eigentümer der Parzelle vorgenommen werden. Die Zustimmung des Kirchenvorstandes erfolgte im Mai 2006 auf der Grundlage der notwendigen Ausgleichsfläche.
Maßnahmen, die das Gemeinwesen betreffen, privatwirtschaftlich Einzelpersonen zu übertragen, weckt Skepsis und mindert das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger.

Entsprechend fragwürdig erscheinen die in der Vorlage nicht eindeutigen, eher offenen und vagen Vorgaben zum Emissionsschutz und zur Lenkung der Verkehrsströme. Eine Ausweitung der Kiesgewinnung steht – wie oben benannt – den Plänen der Landesregierung entgegen, die gerade durch derartige Nutzung entstehende Verluste naturnaher Flächen verhindern will.

Ria van de Fliert-Bonsels